Individualität in der Homöopathie

Individualität

 

Die Individualität eines jeden Menschen ist ein grundlegendes Prinzip der Natur. Die geistigen und körperlichen Anlagen, das individuelle Empfinden und Befinden, der Charakter und die Reaktionen jedes Menschen sind verschieden. Jeder von uns hat unterschiedliche Wünsche und Abneigungen. Auch im Alltag suchen wir alle nach unseren individuellen Beziehungen und nach einem individuellen Platz in der Gesellschaft. Wir kleiden und ernähren uns individuell und wenn wir glücklich oder traurig sind reagieren wir auch unterschiedlich.
Weil wir so individuell sind, ist auch die Art unserer Krankheiten individuell. Jeder Mensch geht auf seine besondere Art mit negativen Einflüssen von aussen um und zeigt dies auch auf eine ihm typische Art. Auch wenn durch solche Einflüsse Beschwerden entstehen, sind die Reaktionen des Menschen wieder individuell. So gesehen, ist nicht nur der Mensch, sondern auch seine Krankheit – oder noch treffender formuliert – die Reise seiner Krankheit individuell.
Die Homöopathie betrachtet also jeden Patienten als ein Individuum. Sie ist dabei aber nie wertend, sie beurteilt und urteilt nicht über den Charakter eines Menschen. Persönlich vergleiche ich diese Individualität oft mit den Farben eines Regenbogens. Jeder Regenbogen ist immer wieder anders, jeder beinhaltet verschiedenste Zusammensetzungen von Farben in unterschiedlichen Nuancen. Für mich als Therapeuten ist die grösste Herausforderung, die verschiedenen Nuancen des Menschen als diese zu erkennen. Im Gegensatz zum eher plakativen Regenbogen hat der Mensch aber mehrere Dimensionen und zusätzlich auch seine eigene, unverwechselbare Lebensgeschichte.

Die Individualität erkennen

Zum besseren Verständnis des individuellen Behandlungsansatzes in der Klassischen Homöopathie nachfolgend ein Beispiel mit zwei Patienten mit der gleichen Diagnose:

Zwei Patienten mit der Diagnose Colon irritabele (Reizdarm) suchen Hilfe bei einem Homöopathen. Nach rein schulmedizinischer Terminologie wird ein Reizdarm wie folgt beschrieben: «Das Reizdarmsyndrom ist eine in der Bevölkerung häufig vorkommende chronische Darmerkrankung, die sich in Unterbauchschmerzen, Durchfall und/oder Verstopfung und Blähungen äussert. Die Ursache ist nicht genau bekannt. Eine viszerale Überempfindlichkeit, Motilitätsstörungen, psychische Faktoren und Infekte spielen eine Rolle. Zur Behandlung werden unter anderem Mittel gegen Durchfall, Abführmittel, Ballaststoffe, krampflösende Mittel, blähungstreibende Mittel, Pfefferminzöl, Probiotika und Antidepressiva eingesetzt.»
In der homöopathischen Behandlung erfolgt bei beiden Patienten eine eingehende Patientenanamnese, die sich nicht nur auf den Magen/Darmbereich beschränkt, sondern den ganzen Menschen umfasst. Je nach Stand der bereits erfolgten Abklärungen kann auch eine medizinische Untersuchung nötig sein.

Patient 1

Patient 1 ist männlich, 35-jährig und verheiratet. Er ist Geschäftsmann, arbeitet täglich mehr als 10 Stunden und befindet sich in einem hektischen beruflichen Umfeld. Der Patient kommt nur unregelmässig zum Essen, trinkt aber regelmässig viel Alkohol zum Abschalten. Momentan ist die Arbeit sein wichtigster Lebensinhalt, seine Familie kommt in seinem Leben erst an zweiter Stelle. Der Patient ist sich all dem bewusst, er hat auch ein schlechtes Gewissen deswegen. Er möchte dies ändern, findet aber einfach zu wenig Zeit um sich um seine Familie zu kümmern.

Homöopathische Kurzanalyse

In der homöopathischen Behandlung bekommt der Patient eine Arznei verschrieben, welche der momentanen persönlichen Konstitution des Patienten am bestem entspricht. In der Homöopathie gibt es natürlich auch Arzneien, welche gezielt nur auf den gereizten Darm wirken würden. Solche Verschreibungen bedeuten jedoch nur eine rein symptomatische Therapie. Dies ist ein Therapiekonzept, dass nur unvollständig ausgebildete Homöopathen und meist auch Schulmediziner mit einer homöopathischen Zusatzausbildung anwenden. Wer so behandelt, der wendet die Homöopathie als Heilmethode nicht optimal an. Die reine Klassische Homöopathie kann viel mehr. Sie wirkt auf den Menschen selbst. Im vorliegenden Beispiel wird der Patient als Folge der Behandlung ruhiger und zufriedener. Im Geschäft kann er nun auch Aufgaben delegieren und hat nicht immer das Gefühl alles selber machen zu müssen. Dadurch findet der Mann mehr Zeit für seine Familie. Er kommt auch mal früher nach Haus, spielt noch mit seinen Kindern und bringt sie zu Bett. Er ist aber immer noch er selbst, immer noch ein vielbeschäftigter „Businessmen“ und hat sich auch nicht um 180° gewandelt. Der Patient spürt sich aber jetzt mehr, er kann seine inneren Bedürfnisse erkennen und ausleben. Deshalb wird er ruhiger und angenehmer für sein Umfeld. Der Reizdarm selbst, also der ursprüngliche Behandlungsgrund, ist für den Patienten kein Thema mehr. Verdauung und Stuhlgang funktionieren nun tadellos.

Patient 2

Die andere Diagnose Reizdarm betrifft eine 45-jährige Lehrerin. Sie ist alleinstehend und seit ihrer Ausbildung im Lehrerberuf tätig. Die Arbeit macht ihr Freude, jedoch hat sie Mühe mit den ständig steigenden Kontroll- und Organisationsmechanismen des Schulbetriebs. Die Patientin hat auch Probleme mit der Schulleitung. Sie fühlt sich von dieser schikaniert und hat das Gefühl, dass ihre Anliegen nicht ernst genommen werden. Sie schluckt aber ihre Empfindungen und hat sich bis jetzt noch nie getraut diese Probleme anzusprechen. Nebst dem Reizdarm leidet sie mittlerweile auch unter Schlafproblemen und Antriebsschwäche; sie hat oft das Gefühl wertlos zu sein und fühlt sich einer Depression nahe.
Was soll ich nun als Therapeut behandeln, den erkrankten Menschen oder seine Darmsymptome? Soll ich den Darm behandeln, mal mit Medikamenten gegen Durchfall, mal mit Abführmitteln, mal mit Ballaststoffen, mal mit krampflösenden Mitteln je nach momentaner Symptomatik; weiter die Antriebsschwäche mit Vitaminpräparaten und die beginnende Depression prophylaktisch mit einem Antidepressiva? Natürlich nicht!

Homöopathische Kurzanalyse

Schlafprobleme, Antriebsschwäche, beginnende Depressionen oder auch ein Reizdarmsyndrom. Dies alles sind Zeichen einer Lebenskraft, die sich nicht mehr im Gleichgewicht befindet. Sie zeigt uns dies in einer für den Menschen typischen, individuellen Art. Erfolgt nun eine rein symptomatische Therapie des Darmes, so wird diese nicht viel bewirken. Der Mensch aber, der seine Emotionen unterdrückt, wird immer unglücklicher werden und wird womöglich schwerere Krankheiten entwickeln. Etwas anders formuliert könnte man sagen «die Reise der Krankheit nimmt ihren Lauf».
Die individuelle homöopathische Behandlung im vorliegenden Fall brauchte viel Zeit. Zuerst wurde das Gemüt der Patientin besser und sie verspürte mehr Energie. (Dies sind in der Homöopathie zwei der wichtigsten Parameter zur Beurteilung des Behandlungsfortschritts) Es dauerte auch eine Zeitlang bis die Patientin ihre Probleme mit der Schulleitung ansprechen konnte. Als Therapeut darf man solche Entscheide nicht zu sehr forcieren, jeder Mensch reagiert individuell und hat sein eigenes Tempo. Heute hat sich die Patientin beruflich verändert, ist jedoch noch in Teilzeit als Lehrerin tätig. Vor kurzem habe ich sie auf ihre frühere Erkrankung mit dem Reizdarm angesprochen. Lachend entgegnete sie mir, das sie nun viel glücklicher und zufriedener sei und es momentan in ihrem Leben nichts gäbe, dass sie – im negativen Sinn – so fest reize.

 

Anmerkung: Die beiden Fallbeispiele wurden verändert und anonymisiert um keine Hinweise auf die behandelten Patienten zu ermöglichen. Zusätzlich wurden die betroffenen Personen um die Erlaubnis für die Publikation auf der Website angefragt.

Individualität

 

Die Individualität eines jeden Menschen ist ein grundlegendes Prinzip der Natur. Die geistigen und körperlichen Anlagen, das individuelle Empfinden und Befinden, der Charakter und die Reaktionen jedes Menschen sind verschieden. Jeder von uns hat unterschiedliche Wünsche und Abneigungen. Auch im Alltag suchen wir alle nach unseren individuellen Beziehungen und nach einem individuellen Platz in der Gesellschaft. Wir kleiden und ernähren uns individuell und wenn wir glücklich oder traurig sind reagieren wir auch unterschiedlich.
Weil wir so individuell sind, ist auch die Art unserer Krankheiten individuell. Jeder Mensch geht auf seine besondere Art mit negativen Einflüssen von aussen um und zeigt dies auch auf eine ihm typische Art. Auch wenn durch solche Einflüsse Beschwerden entstehen, sind die Reaktionen des Menschen wieder individuell. So gesehen, ist nicht nur der Mensch, sondern auch seine Krankheit – oder noch treffender formuliert – die Reise seiner Krankheit individuell.
Die Homöopathie betrachtet also jeden Patienten als ein Individuum. Sie ist dabei aber nie wertend, sie beurteilt und urteilt nicht über den Charakter eines Menschen. Persönlich vergleiche ich diese Individualität oft mit den Farben eines Regenbogens. Jeder Regenbogen ist immer wieder anders, jeder beinhaltet verschiedenste Zusammensetzungen von Farben in unterschiedlichen Nuancen. Für mich als Therapeuten ist die grösste Herausforderung, die verschiedenen Nuancen des Menschen als diese zu erkennen. Im Gegensatz zum eher plakativen Regenbogen hat der Mensch aber mehrere Dimensionen und zusätzlich auch seine eigene, unverwechselbare Lebensgeschichte.

Die Individualität erkennen

Zum besseren Verständnis des individuellen Behandlungsansatzes in der Klassischen Homöopathie nachfolgend ein Beispiel mit zwei Patienten mit der gleichen Diagnose:

Zwei Patienten mit der Diagnose Colon irritabele (Reizdarm) suchen Hilfe bei einem Homöopathen. Nach rein schulmedizinischer Terminologie wird ein Reizdarm wie folgt beschrieben: «Das Reizdarmsyndrom ist eine in der Bevölkerung häufig vorkommende chronische Darmerkrankung, die sich in Unterbauchschmerzen, Durchfall und/oder Verstopfung und Blähungen äussert. Die Ursache ist nicht genau bekannt. Eine viszerale Überempfindlichkeit, Motilitätsstörungen, psychische Faktoren und Infekte spielen eine Rolle. Zur Behandlung werden unter anderem Mittel gegen Durchfall, Abführmittel, Ballaststoffe, krampflösende Mittel, blähungstreibende Mittel, Pfefferminzöl, Probiotika und Antidepressiva eingesetzt.»
In der homöopathischen Behandlung erfolgt bei beiden Patienten eine eingehende Patientenanamnese, die sich nicht nur auf den Magen/Darmbereich beschränkt, sondern den ganzen Menschen umfasst. Je nach Stand der bereits erfolgten Abklärungen kann auch eine medizinische Untersuchung nötig sein.

Patient 1

Patient 1 ist männlich, 35-jährig und verheiratet. Er ist Geschäftsmann, arbeitet täglich mehr als 10 Stunden und befindet sich in einem hektischen beruflichen Umfeld. Der Patient kommt nur unregelmässig zum Essen, trinkt aber regelmässig viel Alkohol zum Abschalten. Momentan ist die Arbeit sein wichtigster Lebensinhalt, seine Familie kommt in seinem Leben erst an zweiter Stelle. Der Patient ist sich all dem bewusst, er hat auch ein schlechtes Gewissen deswegen. Er möchte dies ändern, findet aber einfach zu wenig Zeit um sich um seine Familie zu kümmern.

Homöopathische Kurzanalyse

In der homöopathischen Behandlung bekommt der Patient eine Arznei verschrieben, welche der momentanen persönlichen Konstitution des Patienten am bestem entspricht. In der Homöopathie gibt es natürlich auch Arzneien, welche gezielt nur auf den gereizten Darm wirken würden. Solche Verschreibungen bedeuten jedoch nur eine rein symptomatische Therapie. Dies ist ein Therapiekonzept, dass nur unvollständig ausgebildete Homöopathen und meist auch Schulmediziner mit einer homöopathischen Zusatzausbildung anwenden. Wer so behandelt, der wendet die Homöopathie als Heilmethode nicht optimal an. Die reine Klassische Homöopathie kann viel mehr. Sie wirkt auf den Menschen selbst. Im vorliegenden Beispiel wird der Patient als Folge der Behandlung ruhiger und zufriedener. Im Geschäft kann er nun auch Aufgaben delegieren und hat nicht immer das Gefühl alles selber machen zu müssen. Dadurch findet der Mann mehr Zeit für seine Familie. Er kommt auch mal früher nach Haus, spielt noch mit seinen Kindern und bringt sie zu Bett. Er ist aber immer noch er selbst, immer noch ein vielbeschäftigter „Businessmen“ und hat sich auch nicht um 180° gewandelt. Der Patient spürt sich aber jetzt mehr, er kann seine inneren Bedürfnisse erkennen und ausleben. Deshalb wird er ruhiger und angenehmer für sein Umfeld. Der Reizdarm selbst, also der ursprüngliche Behandlungsgrund, ist für den Patienten kein Thema mehr. Verdauung und Stuhlgang funktionieren nun tadellos.

Patient 2

Die andere Diagnose Reizdarm betrifft eine 45-jährige Lehrerin. Sie ist alleinstehend und seit ihrer Ausbildung im Lehrerberuf tätig. Die Arbeit macht ihr Freude, jedoch hat sie Mühe mit den ständig steigenden Kontroll- und Organisationsmechanismen des Schulbetriebs. Die Patientin hat auch Probleme mit der Schulleitung. Sie fühlt sich von dieser schikaniert und hat das Gefühl, dass ihre Anliegen nicht ernst genommen werden. Sie schluckt aber ihre Empfindungen und hat sich bis jetzt noch nie getraut diese Probleme anzusprechen. Nebst dem Reizdarm leidet sie mittlerweile auch unter Schlafproblemen und Antriebsschwäche; sie hat oft das Gefühl wertlos zu sein und fühlt sich einer Depression nahe.
Was soll ich nun als Therapeut behandeln, den erkrankten Menschen oder seine Darmsymptome? Soll ich den Darm behandeln, mal mit Medikamenten gegen Durchfall, mal mit Abführmitteln, mal mit Ballaststoffen, mal mit krampflösenden Mitteln je nach momentaner Symptomatik; weiter die Antriebsschwäche mit Vitaminpräparaten und die beginnende Depression prophylaktisch mit einem Antidepressiva? Natürlich nicht!

Homöopathische Kurzanalyse

Schlafprobleme, Antriebsschwäche, beginnende Depressionen oder auch ein Reizdarmsyndrom. Dies alles sind Zeichen einer Lebenskraft, die sich nicht mehr im Gleichgewicht befindet. Sie zeigt uns dies in einer für den Menschen typischen, individuellen Art. Erfolgt nun eine rein symptomatische Therapie des Darmes, so wird diese nicht viel bewirken. Der Mensch aber, der seine Emotionen unterdrückt, wird immer unglücklicher werden und wird womöglich schwerere Krankheiten entwickeln. Etwas anders formuliert könnte man sagen «die Reise der Krankheit nimmt ihren Lauf».
Die individuelle homöopathische Behandlung im vorliegenden Fall brauchte viel Zeit. Zuerst wurde das Gemüt der Patientin besser und sie verspürte mehr Energie. (Dies sind in der Homöopathie zwei der wichtigsten Parameter zur Beurteilung des Behandlungsfortschritts) Es dauerte auch eine Zeitlang bis die Patientin ihre Probleme mit der Schulleitung ansprechen konnte. Als Therapeut darf man solche Entscheide nicht zu sehr forcieren, jeder Mensch reagiert individuell und hat sein eigenes Tempo. Heute hat sich die Patientin beruflich verändert, ist jedoch noch in Teilzeit als Lehrerin tätig. Vor kurzem habe ich sie auf ihre frühere Erkrankung mit dem Reizdarm angesprochen. Lachend entgegnete sie mir, das sie nun viel glücklicher und zufriedener sei und es momentan in ihrem Leben nichts gäbe, dass sie – im negativen Sinn – so fest reize.

 

Anmerkung: Die beiden Fallbeispiele wurden verändert und anonymisiert um keine Hinweise auf die behandelten Patienten zu ermöglichen. Zusätzlich wurden die betroffenen Personen um die Erlaubnis für die Publikation auf der Website angefragt.

«Ein Tag ohne zu lächeln, ist ein verlorener Tag!»
Charlie Chaplin
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